jo_nis_oscar_momente2021

1) Haben deine Buchcharaktere eine dunkle Vergangenheit?
Allerdings haben sie das. Alle sogar 😮
Als erstes haben wir einen Schnipsel mit Blake ausgewählt. Er stammt aus: Blake McLain – Flucht‹ Band 1 der Reihe.

Blake stand nur da, den Blick starr auf Johnson und die Spritze gerichtet, die viel zu nahe an der Armbeuge seines Bruders war. »Warum ist Sam hier? Dr. Martin sagte, er lässt ihn zufrieden, solange ich kooperiere!«
Johnson zuckte die Schultern. »Sam hat sich freiwillig gemeldet.«
Blakes Blick schoss zu seinem Bruder, dann erneut zu Johnson. »Was?«
Der Pfleger grinste. »Dr. Martin braucht neue Laboräffchen. Er hat Sam angeboten, dich zu entlasten. Dein Bruder war sofort dabei, als Martin ihm sagte, er könne dir eine Menge Schmerzen ersparen.« Johnson wandte sich an seinen Kollegen. »Bring Blake aufs Zimmer, Parker. Wenn Martin mitkriegt, dass er hier ist, steigt er uns aufs Dach!«
Parker packte Blakes Arm, während sich Johnson Sam zuwandte.

Blake brüllte auf. Er sprang vor und entriss Johnson die Spritze. Duckte sich unter Parkers Arm hinweg, der ihn zu packen versuchte, und stieß ihm den Ellenbogen ins Gesicht. Der Pfleger gab ein gurgelndes Geräusch von sich und ging zu Boden.
Johnson wirbelte herum. Blake rammte ihm, ohne zu zögern, die Nadel in den Oberschenkel. Der Mann schrie auf, als Blake den Kolben niederdrückte.Ungerührt ließ Blake seine Faust in Johnsons Magen krachen. Als der sich krümmte, riss Blake das Knie hoch und traf ihn unter dem Kinn. Bevor Johnson nach hinten wegkippte, zog Blake ihn am Kragen seines Kittels in die Höhe und stieß ihn gegen die Wand. Zwei-, drei-, viermal hämmerte er den Kopf des Mannes dagegen. Ein hässliches Knacken ertönte. Die gekachelte Wand hinter ihm färbte sich rot.
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Für Sams dunkle Vergangenheit haben wir ein Häppchen aus Band 5 der McLain-Reihe für euch, der gerade in Arbeit ist. Noch unlektoriert und wie immer ohne Gewähr, dass der Text es auch so ins Buch schaffen wird. 😊

Mühsam versuchte er seinen Herzschlag unter Kontrolle zu bekommen. Das Blut rauschte in seinen Ohren, sodass er die Antwort nicht mitbekam. Doch das musste er auch nicht. Er wusste es in dem Moment, indem sich alle Blicke auf ihn richteten.
›Es tut mir leid …‹
Eine unberührte Schneedecke.
›Ich hätte es wissen müssen.‹
Das Gebet eines toten Mannes.
›Ich bin deiner nicht würdig.‹
Der Schuss hallte überlaut.
›Es tut mir so leid.‹
Rote Flecken auf weißem Schnee …

2) Gibt es Blutsauger im echten oder übertragenen Sinne in deinen Büchern?
Nun, manche Menschen wollen nicht dein Blut, aber sie saugen dich dennoch aus. Es ist es deine Seele, die dann bricht. Wie bei Jack …

Übelkeit explodierte in Jacks Magen, kroch ihm die Kehle empor. Erinnerungen, die er nicht wollte, drängten unaufhaltsam an die Oberfläche.
›Das wird meine letzte Prüfung an deine Ergebenheit sein. Sieh es als Privileg, dass ich sie dir persönlich abnehme. Du kannst jederzeit abbrechen. Würde ich dich zwingen, wäre das Ergebnis verfälscht. Es geht nicht darum, was du aushalten kannst, sondern um das, was du bereit bist, aus freien Stücken für mich zu opfern.‹
Die Worte stoben durch sein Hirn, rissen Wunden auf, die nie vollständig verheilen würden.
›Dein letzter Test. Ich werde dich zu nichts zwingen. Nicht diesmal. Es liegt allein an dir, zu entscheiden, wie weit deine Loyalität reicht. Wenn du das überstehst, werde ich nie wieder an dir zweifeln. Auch nicht daran, wem deine Treue gehört. Wenn du es nicht schaffst … war es das für dich. Dann habe ich meinen Sohn verloren und du wirst mein Haus verlassen, die Firma, das Land, ohne mir je wieder unter die Augen zu treten.‹
Seine Seele barst. Scherben davon kratzten über seine Rippen. Splitter in seiner Kehle. Unmöglich zu atmen.

3) Gibt es auch queere Charaktere in euren Büchern?
Sam ist bisexuell, was zwar erwähnt wurde, aber ansonsten nie ein großes Thema in den Büchern war. Weder für uns, noch für Blake oder Sams Freude spielt es eine Rolle, wen er liebt. Für sie und uns ist egal ob er einen männlichen oder weiblichen Lebensgefährten oder Lover hat, solange er glücklich ist.

4) Die dunkelste Stunde deines Buchcharakters …
Wieder ist Jack dran. Allerdings haben wir seine dunkelste Stunde leicht abgewandelt, um Spoiler zu vermeiden. Es soll ja tatsächlich noch Leser geben, die die McLain-Reihe nicht kennen ^^

Die Haustür war verschlossen, nur ein paar winzige Kratzer rund um das Schloss. Warum dauerte es so lange aufzuschließen? Ach richtig, seine Hände wollten nicht aufhören zu zittern.
Nachdem es ihm endlich gelungen war, das Haus zu betreten, wollte er die Alarmanlage ausstellen. Sie war nicht aktiviert. Er wusste, er sollte wütend werden, aber der Zorn wollte nicht kommen.
Wenigstens funktionierten seine Beine wieder und trugen ihn durch die Zimmer. Nur damit er feststellte, was er bereits wusste. Schweiß brach ihm aus, sein Magen drehte sich um.
Physiologische Anzeichen von Stress, dachte er. Eindeutig  eine körperliche Reaktion, was ein Fortschritt ist, nicht wahr?
Denn in seinem Inneren war nichts. Weder Entsetzen, noch Wut, noch Erkenntnis konnte die erdrückende Dunkelheit in ihm durchdringen.
Obwohl er wusste, was ihn erwartete, ging er weiter. Die Tür war nur angelehnt und so legte er die Hand an das Holz und versuchte, den Mut zu finden, sie vollends aufzustoßen.
Noch kannst du gehen. Dreh dich einfach um und verlass das Haus. Dann kannst du so tun, als wäre nichts geschehen. Du kannst weiterleben wie all die Jahre zuvor ...
Dennoch öffnete die Tür und trat an das Bett. Mit bebenden Fingern nahm Jack den Briefumschlag, der dort auf ihn artete. Als ihm das Foto entgegen fiel, ging er in die Knie.
›Das nächste Mal, wenn du versuchst, mich zu hintergehen, mach es besser!‹

5) Wen oder was sucht euer Protagonist?
Tja, das können wir noch nicht verraten, aber wir können euch einen Schnipsel zeigen, wo er sucht. 😊

Jack riss eine zerknitterte Karte aus seiner Jackentasche, schlug sie grob auf und starrte auf das Papier. Langsam sank er in die Knie, die Karte auf den Oberschenkeln, den Kopf zum wolkigen Himmel erhoben. Seine Schultern hoben und senkten sich unter schweren Atemzügen. Seine Kiefermuskulatur zeichnete tiefe Reliefs auf sein Gesicht, so sehr biss er die Zähne zusammen.
Als Jack sie wieder löste, brach ein Schrei aus ihm hervor, der den ganzen Wald um sie her erschütterte. Er wanderte zwischen den Stämmen hindurch, schien sein eigenes Echo überholen zu wollen. Erst als der verzweifelte Ruf verklungen war, trat sein Begleiter, der nie erwartet hätte mitzuerleben, wie Jack mit den Tränen kämpfte, neben ihn.
»Steh auf«, sagte er leise.
»Sieh dich doch um!«, rief Jack. »Es ist vorbei! Sie könnten sich Schneemobile genommen haben, um mich glauben zu lassen, sie wären hier, während sie irgendwo umgestiegen und zurück in den Süden gefahren sind. Témiscaming ist die nächste größere Stadt und die allein ist über 60 Meilen weit weg! 60 Meilen! Hast du dir das mal durch den Kopf gehen lassen?«
»Habe ich. Komm.« Er bot Jack die Hand, die der nach kurzem Zögern ergriff und zog ihn auf die Beine.
Mit einem aufmunternden Schlag auf die Schulter zwang er Jack, ihn anzusehen. »Hotel. WLAN. Satellitenbilder. Schneemobile. Suchaktion. Bis wir fündig werden.«
Für einen Moment mied Jack seinen Blick, dann nickte er langsam. »Bis wir fündig werden«, wiederholte er leise.

6) Zeige uns eine Kampfszene.
Jacks Faust grub sich in seinen Magen, bevor Sam begriff, dass sein Gegner sich bewegt hatte. Die Luft in seiner Lunge schmeckte ätzend. Unfähig sie weiter ein oder auszuatmen, sank er in die Knie, sein Sichtfeld flimmerte.
»Weil du nicht weißt wie«, erklang Jacks Stimme über ihm. »Aber bitte, du sollst deine Chance bekommen. Doch wenn das hier vorbei ist, wirst du mich anhören.«
Von blanker Wut getrieben, sprang Sam auf die Beine. Sein erster Schlag, ging wie geplant ins Leere. Der Zweite traf dafür auf Jacks Unterkiefer. Für den Bruchteil einer Sekunde sah er die Überraschung in Jacks Augen. Dieser winzige Moment, gab Sam mehr Frieden, als er je zu hoffen gewagt hatte.
Er setzte nach. Durch den ersten Schlag von Jack reichlich angeschlagen, waren seine Angriffe unkoordinierter als üblich, seine Bewegungen langsamer. Selbst als es ihm gelang seinen Gegner von den Füßen zu holen, wusste er tief im Innern, dass Jack mit ihm spielte.
Er landete mehrere schnelle Schläge in Jacks Rippenbogen, doch wie in einem Albtraum, in dem man blindwütig auf einen unverwundbaren Feind einschlägt, zeigte der kaum eine Reaktion. Dafür gelang es Jack, sich zur Seite zu wälzen. Bevor Sam in der Dunkelheit begriff, wohin sein Kontrahent verschwunden war, legte sich dessen Arm um seine Kehle.
»Du lässt dich von deiner Wut leiten. Das macht dich unkonzentriert.«
Sam griff nach Jacks Arm, der ihm mit beängstigender Selbstverständlichkeit die Luft nahm. Ein wütender Aufschrei explodierte in seiner Brust. Er warf sich zurück. Der halb hinter ihm sitzende Jack stürzte. Für einen Moment bekam Sam wieder Luft. Er landete rücklings auf Jack. Dann spannte sich dessen Oberarm und nahm ihm auch den Rest seiner Atemluft.

7) Zeige uns eine Szene, in der der Feind auftrumpft.
Er trat zu ihm und riss seinen Kopf an den Haaren zurück. »Sag mir, dass der eine Mann, dem ich mein uneingeschränktes Vertrauen schenkte, nicht vorhatte, mich zu verraten!«
»Ich habe die Beherrschung verloren. Das ist alles!«
»Es gab eine Zeit, da hätte ich dir geglaubt. Wären da nicht all das, was du mir vorenthalten hast, würde ich es vielleicht jetzt noch tun.« Mit angewiderter Miene gab er ihn frei. »Von jetzt an wird jeden deiner Fehler, jede Unbeherrschtheit, jeglichen Mangel an Loyalität von jemand anderem bezahlt werden!«
»Das überstehen sie nicht und das weißt du.«
»Dann rate ich dir von jetzt an keine Fehler mehr zu machen.«

8) Eine Szene, in der euer Protagonist rennt.
Wir haben uns für eine Szene mit dem damals dreizehnjährigen Sam herausgesucht. Warum er rennt? Das erfahrt ihr in Band 1 der Reihe.

Rückwärts kroch Sam zum Bett. Er presste sich flach auf die Matratze, hielt sich dabei so weit am Rand wie möglich, damit die Drahtfedern nicht quietschten. Um das Fenster zu öffnen, musste er den Blick abwenden. Eine Gänsehaut nach der nächsten kroch über seinen Rücken, als er sich langsam an der Wand hochschob. Seine Hände zitterten, während er nach dem Fensterriegel griff, ihn möglichst leise öffnete und nach seinem Taschenmesser kramte, um das Fliegengitter zu zerschneiden. (…)
Sam drängte die Übelkeit zurück und kletterte aus dem Fenster. Schließlich hing er mit angezogenen Beinen an der Außenseite des Caravans und sah hinunter. Nachdem er das Rad gefunden hatte, hangelte er sich ein Stück zur Seite, damit er genau dahinter auf dem Boden aufkam.
Rückwärts entfernte er sich ein Stück weit, dann konnte er nicht mehr an sich halten, drehte sich um und rannte los. Er nutzte jeden Flecken Gras, um seine Schritte zu dämpfen. Hielt sich immer im Schatten der Hecke, suchte Deckung bei den Fahrzeugen. Als er merkte, dass er das Küchentuch noch immer in der Hand hatte, ließ er es fallen.
Am Zaun angekommen, kletterte er an den Drahtmaschen nach oben. Er riss sich das Hosenbein auf, als er sich auf die andere Seite schwang, rutschte ab, kam hart auf dem Boden auf und rannte weiter. Erst dann brach das Schluchzen aus seiner Kehle endlich hervor, doch es verlangsamte seinen Lauf nicht. Im Gegenteil, er rannte wie von einem Rudel wilder Hunde gejagt auf den schützenden Wald zu.

9) Was lässt das Blut eures Protagonisten gefrieren?
Um das zu beantworten haben wir eine kurze Szene aus ›Blake McLain – Flucht‹ Band 1 der McLain-Reihe herausgesucht. Blake ist zu dem Zeitpunkt 15 Jahre alt, Sam 8. Es ist kurz nach der Flucht aus dem Labor, bei der sich Blake verletzt hat.

»Keine Spritzen! Bitte! Hast du keine Tabletten dabei?«
»Hör zu Sam«, begann Erin, um Geduld bemüht. »Der Zustand deines Bruders ist ernst. Sieh ihn dir an! Denkst du, er ist in der Lage, Tabletten zu schlucken? Ich kann einen Krankenwagen rufen oder ich gebe ihm jetzt diese Injektion.«
»Aber ich …« Sams Blick irrte von der Nadel zu Erin. »Das kann ich ihm nicht antun«, flüsterte er.
Normalerweise hätte sie nicht gezögert, doch Sams Furcht war ihr unerklärlich. Also zückte sie ihr Handy.
»Okay, in dem Fall muss er in die Notaufnahme.«
»Was? Nein! Du hast es versprochen! Dann eben die Spritze. Nur kein Krankenhaus!« (…)
Erin suchte nach einer Vene, die noch nicht völlig zerstochen war und setzte die Nadel an. Im selben Moment riss ihr junger Patient die Augen auf.
»Sam?«, rief Blake heiser. »Sammy, lauf weg!« (…)
Vorsichtig näherte Erin sich ihm ein weiteres Mal und erreichte damit nur, dass er vor ihr zurückwich und sich dicht an die Wand drückte. Seine Augen, trüb vor Fieber und geweitet vor Furcht, verfolgten jede ihrer Bewegungen.(…)
»Ich möchte dir helfen. Okay?«
Seine Nasenflügel blähten sich, als er hektisch den Kopf schüttelte. Sein Blick huschte umher und richtete sich dann auf seinen Bruder.
Sam trat näher. »Sie hat recht, Blake. Die Wunde eitert. Bitte, ich will nicht, dass dir etwas passiert!«
Endlich nickte Blake. »Aber schau weg, Sammy. Ich will nicht, dass du zusiehst«, flehte er kraftlos.
Gott, es ist nur eine Spritze. Was ist nur los mit diesen beiden?

 10) Ein Schnipsel, bei dem die Gefühle überkochen.
Sam und Blake – Brüder eben …

Als sie den Wagen erreichten, drehte Sam sich wieder zu Blake um und musterte ihn grimmig. »Ich will meinen Frieden, Blake. Ist das zu viel verlangt? Bin ich immer gleich der Dreckskerl, wenn ich nicht so funktioniere, wie es dir passt?«
Blake schüttelte erneut den Kopf und wandte sich ab. »Du hattest recht, Sam. Ich hätte nicht herkommen sollen. Wenn ich dich reden höre, frage ich mich, warum ich mich überhaupt noch um dich sorge.«
»Ich werde nicht mein Leben aufs Spiel setzen, um jemanden zu finden, der mir völlig unbekannt ist. Und du? Du hast sie verloren, als du neun Jahre alt warst. Im Labor warst du vermutlich so verzweifelt, dass du dir alles Mögliche eingeredet hast, um bei klarem Verstand zu bleiben. Sicherlich war es schön für dich, in einer Familie aufzuwachsen. Aber es kann nicht so perfekt gewesen sein, wie du es immer darstellst. Du hast dir eine Illusion erschaffen, die dich davor bewahrte durchzudrehen.«
»Rede dir das ruhig ein, wenn du dich dann besser fühlst.« Blake drehte sich um und stapfte davon. Im Gehen zog er sein Handy, wandte sich noch einmal um und fragte: »Wo verdammt noch mal bin ich hier genau?«
»Zwischen Sei–nicht–so–selbstgerecht und Leck–mich–am–Arsch!«, fauchte Sam.
»Mr. Sei–nicht–so–selbstgerecht poliert dir gleich deine undankbare Fresse. Also lass mich lieber ein Taxi rufen, bevor ich vergesse, dass du mein Bruder bist.«

11) Hat einer eurer Buch-Charaktere eine Behinderung?
Bei den McLains gibt es zwar Traumata, seelische Wunden & psychische Probleme, allerdings ist nur Ian Kelly körperlich behindert. In seiner Jugend war er als Drogenkurier tätig. Einen Betrugsversuch bezahlte er mit seinem rechten Arm. Seitdem sann er auf Rache und baute sich daher eine eigene Organisation auf. Wer ihn also wegen seines fehlenden Armes unterschätzt, begeht einen großen Fehler. Hier eine kleine Szene mit ihm.

»Hast du die Remington 700 noch im Programm, die du mir damals schenken wolltest?«
»Selbstverständlich. Sie ist ein bildschöner Klassiker. So etwas gebe ich nicht auf!« Ian klang empört. »Aber, wozu brauchst du ein Scharfschützengewehr?«
Sam setzte ein Grinsen auf. »Zum Spielen. Wir haben hier draußen so viel Land, dass sich ein Schießstand anbietet. Außerdem fehlt mir dein Training.«
»Ich mag deine Antworten, Junge. Wann brauchst du das Schätzchen?«
»In drei Tagen. Außerdem benötige ich Munition dafür, ein Nachtsichtgerät mit Wechselfunktion zum Wärmebild und ein Fernrohr. Und ein Peilsender wäre auch nicht schlecht.«
»Das wird aber ein feiner Schießstand. Ich schicke dir alles per Kurier. Morgen hast du, was du brauchst. Lieferung ins Hotel?«
»Nein, an ein Postfach in Appleton, schick mir dann die Nummer. Die Mehrkosten trage ich …«
»Muss ich mich um ein Alibi für dich kümmern?«
 »Nein, aber danke.« Nach kurzem Schweigen fügte er hinzu. »Sag mal, Ian. Ich weiß, du hast uns damals nur aufgenommen und trainiert, weil du es Juan schuldig warst. Aber als Neuling zu dir und deiner … Organisation gekommen wäre, meinst du, ich hätte bis in die oberen Ränge aufsteigen können?«
(…) »Du besitzt den Willen zu tun, was nötig ist. Falls du also einen Job suchen solltest …«

12) Haben eure Protagonisten Freunde? Was wäre Ernie ohne Bert? Stan ohne Olli? Maja ohne Willy, Asterix ohne Obelix? Was Frodo ohne Sam? Richtig, ihnen allen würde ein großer Teil fehlen. Nämlich ihr bester Freund.

Blake hat Joel.
Sam hat Ian.
Jack hat … niemanden. Das, was einem Freund am ähnlichsten ist wäre Marshal. Er ist einer der Sicherheitsmänner von PharmoCorb und arbeitet des Öfteren mit Jack zusammen.
Nicht immer ist das ein Vorteil, wie folgende Szene zeigt.

»Rileys Dienste werden in Zukunft nicht mehr benötigt«, teilte er ihm leise mit. »Du schaffst dieses Problem endgültig aus der Welt.«
Marshall sah ihn entsetzt an. »Was?« Er dämpfte seine Stimme, als er weitersprach. »Du willst, dass ich ihn …«
»Nicht ich. Martin.« Ernst sah er Marshall an. »Deine Strafe dafür, mich nicht informiert zu haben, als Riley eigenmächtig handelte. Und ich rate dir, versau das nicht. Martin würde dich finden.« Er hätte ihm gern noch mehr gesagt, denn er schätzte den Mann, aber die Zeit brannte ihm unter den Nägeln. »Ich muss los.«
»Was, aber …?«
Doch Jack war bereits verschwunden, und so stand Marshall allein da. Mit seinem Kollegen im Schlepptau, einer geladenen Waffe und einer Entscheidung, die er treffen musste.

13) Ein Schnipsel, bei dem nichts ist, wie es scheint.
Lust auf einen weiteren Schnipsel aus Band 5 der McLain-Reihe? Wie immer, wenn wir euch etwas zeigen, an dem wir noch arbeiten ist es nicht korrigiert, völlig unbearbeitet und ohne Garantie, dass die Szene es auch so ins Buch schaffen wird.


Sam starrte Jack an, der eisern einen Schritt vor den anderen setzte. »Sieh mich an verdammt noch mal!«Endlich traf ihn ein Blick aus eisgrauen Augen. Jack sagte nicht ein Wort, lediglich seine Braue hob sich leicht.
Sams Kiefer schmerzte, so sehr biss er die Zähne zusammen. Doch er sah nicht weg.
 ›Was tust du da, Jack?‹, fragte er lautlos. ›Was zum Teufel tust du da?‹
Erst als Jack soweit an ihm vorbei war, dass er den Kopf drehen musste, um ihn weiter anzusehen, nickte er Sam zu. Für eine Sekunde schien sogar ein Lächeln aufzublitzen.


14) Zeige uns eine Szene mit einem friedlichen Moment.
Wir haben uns dafür eine Szene aus Band 3 herausgesucht, die einen der wenigen friedlichen Momente zeigt, die Jack erleben darf.

Wortlos legte Emily sich neben ihn und griff nach seiner Hand. Ruhe überkam ihn und er schloss die Augen. Zum ersten Mal seit langer Zeit nahm er all die alltäglichen Dinge um sich herum wahr, ohne dahinter nach Gefahren zu suchen. Er lauschte nicht darauf, ob der Gesang der Vögel verstummte. Blinzelte nicht, wenn die Wärme und Helligkeit auf seinem Gesicht, durch den Schatten einer Wolke unterbrochen wurde.
Erst Emilys Stimme veranlasste ihn, die Augen zu öffnen. »Schau diese Wolke. Sie sieht aus, wie eine spielende Katze.«
Er schnaubte belustigt. »Dir ist klar, dass das, was du siehst nur Staub und Ruß ist, an den sich Wasserdampf geheftet hat?«
Sie stieß ihm den Ellenbogen in die Seite. »Wie kannst du den kleinen Hobbit mögen, wenn du so wenig Fantasie hast?«
»Ich mag ihn nicht. Aber ich höre dir gern zu, wenn du mir vorliest. Ein Telefonbuch würde es ebenfalls tun.«
»Mach dich nicht lustig über mich.«
»Das tue ich nicht.«
Sie erwiderte seinen Blick. »Hast du so etwas wie heute je getan?«
»Was? Mich der Faulheit hingegeben und Zeit vertrödelt?«
»Siehst du diesen Tag so? Als Zeitverschwendung?«
»Nun, es hat keinen Nutzen. Welchen Sinn hat es, Bilder in Wolken zu suchen?«
Sie setzte sich auf, zog die Knie an den Körper und umschlang sie mit ihren Armen. »Es macht Spaß und ist wie eine kleine Flucht vor der Wirklichkeit.«
Ihre Worte verursachten ein Ziehen in seinem Magen. »Willst du das? Davor fliehen?«

15) Zwischen zwei Stühlen …
Manchmal kann jede mögliche Entscheidung nur falsch sein. Gerade wenn man selbst etwas für richtig hält, was alle anderen nicht verstehen. Sam ergeht es oft so. Aber niemals so sehr, wie in der nachfolgenden Szene.

»Ich habe geglaubt, es gäbe keine Geheimnisse zwischen uns.«
»Ich hätte es dir gesagt, wenn ich gekonnt …«
Sie funkelte ihn an. »Du hast mich angelogen. Nicht nur einmal, sondern wochenlang!«
Sam wollte etwas einwenden, sich erklären. Ihr sagen, dass er nicht vorgehabt, dass es so lange dauerte. Doch er fand keine Worte. Denn sie hatte recht. Mit jedem einzelnen Wort.
Erst als sie sich abwandte, sagte er: »Ich hatte Angst, Sarah. Angst davor, dass es genau hierzu führen würde, wenn ich …«
Sie wirbelte herum. »Wann wolltest du es mir sagen, Sam? Hättest du es überhaupt getan, wenn er nicht verletzt worden wäre?«
Er schluckte, holte dann tief Luft und stieß sie wieder aus. In seinem Leben war er unzählige Male verletzt worden. Hatte Schmerzen kennengelernt, deren Ausmaß sich nur wenige vorstellen konnten. Doch nichts hatte auch nur annähernd so weh getan, wie nun den Kopf zu schütteln.

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