Emotionen in Büchern

Beim autor_innensonntag von @justine_thereadingmermaid, geht es um das Thema: Emotionen. Oder anders gesagt: Welcher deiner Szenen hat dich zum Lachen gebracht? Eine Szene aus dem aktuellen Band 4 ›Sam McLain – Alte Feinde‹ kommt uns da in den Sinn.

Nach einer Weile, in der Sam in seinem Essen herumgestochert hatte, fragte er: »Hat jemand von euch in letzter Zeit eine weiße Limousine hier vorbeifahren sehen?«

Blake runzelte die Stirn, doch es war Denise, die antwortete. »Abgesehen von den Fahrzeugen der Handwerker ist seit Wochen kein Wagen auf den Hof gefahren.«
»Der Lebensmittellieferant fährt einen weißen Lieferwagen«, warf Thomas ein.Sam zwang sich, nicht weiter zu fragen. Bei all dem Trubel hätte es ohnehin keiner mitbekommen, wenn zwischendurch ein fremdes Auto gehalten hätte.
»Hatte Erin nicht ein paar von diesen Mini-Überwachungskameras im Keller?«
Blake legte sein Besteck beiseite. »Okay, Sam, was ist los?«
»Ich glaube, wir haben einen Waschbären.«
»Der eine weiße Limousine fährt?«
»Nein, verdammt noch mal. Er fliegt mit dem Helikopter wie jeder andere Waschbär auch!«

Kommen wir nun zum Gegenteil. Welcher deiner Szenen hat dich zum Weinen gebracht?

Ganz schlimm war es bei einer Szene aus Band 1 ›Blake McLain -Flucht‹. Sam war da gerade einmal sechs Jahre alt und mit seinem Bruder noch im Labor gefangen. Sie sitzen gerade im Speisesaal beim Essen, Blake, damals 14 Jahre alt, leidet unter den Nachwirkungen der Injektionen, sodass er nichts runterbringt. Die Kids müssen allerdings stets ihre Mahlzeit aufessen, da sie genau die Nährstoffe enthält, die ihr Körper benötigt. Daher hat Sam vorgeschlagen, die Teller zu tauschen. Dabei wurden die Brüder erwischt …

»Die McLains schon wieder.« Jacks Stimme klang sanft. »Ihr zwei seid völlig immun gegen Lektionen, nicht wahr?«
»Es war meine Schuld«, meinte Sam sofort.
Für einen Augenblick war er stolz darauf, wie fest seine Stimme klang. Im nächsten Augenblick steckte er bis zur Wange in seinem Essen, Jacks Hand im Nacken.
»War das so?«, wandte sich Jack an Blake.
Trotz des Breis an seinem rechten Auge konnte Sam sehen, wie sein Bruder die Fäuste ballte.
»Das ist die Wahrheit!«, nuschelte Sam rasch.
Jacks Griff um sein Genick verstärkte sich. »Hab ich dich gefragt, du kleiner Köter?«
Sam biss sich auf die Lippe, um zu schweigen, während ihm der ekelhaft warme Brei das rechte Nasenloch verklebte.
›Bitte lass los‹, flehte er innerlich, war aber klug genug, keinen Laut mehr von sich zu geben.
Zu seiner Überraschung ließ Jack ihn tatsächlich los und erlaubte ihm, sich aufzurichten. »Nimm deinen Teller und stell ihn in der Mitte des Raumes auf den Boden«, befahl er ihm dann.
Sams Beine zitterten, trotzdem zwang er sich, die Anweisung zu befolgen. Er traute sich nicht, sich den Brei von der Wange zu wischen, warf aber Blake einen flehenden Blick zu, um ihn davon abzuhalten, einzuschreiten.
Jack stellte sich derweil hinter Blake und legte ihm die Hände auf die Schultern. »Iss deine Portion auf.«
Mechanisch griff Blake nach dem Löffel, während sein Blick fest auf Sam gerichtet blieb.
»Stell den Teller auf den Boden, Sam. Knie dich hin, Hände auf den Rücken, und iss die Ration auf«, befahl Jack.


Obwohl es widerwärtig war, auf den Knien zu kauern und den Brei zu essen wie ein Tier, zögerte Sam nicht. Die Blicke der anderen Kinder, die er zu ignorieren versuchte, brannten wie Säure auf seiner Haut.
»Nein«, keuchte Blake. »Jack, bitte …«
»Er wird dort so lange bleiben, bis du aufgegessen hast«, fuhr Jack Blake an. »Und wenn einer von euch kotzt, zwinge ich ihn, auch das zu essen.«
Sam machte sich daran, die Schale auszulecken, auch wenn ihm seine Position den überfüllten Magen quetschte, sodass ihm übel wurde. Aber wenigstens musste er so Blake nicht ansehen, dem die Tränen über die Wangen liefen, während er zitternd aß.

»Du wirst in Zukunft ein braves kleines Äffchen sein, nicht wahr? Denn du weißt, wer für deine Sünden büßen wird, wenn du dich weiterhin widersetzt«, raunte Jack in Blakes Ohr. »Sag es!«
»Ja«, hauchte Blake, den Mund noch immer halb voll. »Ich werde ein braves … Äffchen sein.«
Jacks Lachen bescherte Sam eine Gänsehaut. Dennoch atmete er auf, als Jack die Hände von Blakes Schultern löste. Nur, damit ihm gleich darauf der Atem stockte. Jack kam zu ihm, stellte ihm den Stiefel in den Nacken und drückte ihn langsam nach unten.
»Ich könnte dir jetzt das Genick brechen«, sagte er und schnippte mit den Fingern. »Einfach so. Du bist wertlos, vollkommen nutzlos. Also ist es gerechtfertigt, wenn das hier für die komplette nächste Woche dein Platz bleibt. Verstanden?«
Ein unterdrücktes Schluchzen entrang sich Sams Kehle.
»Ja, Jack«, krächzte er, wobei er beschämt die Augen schloss.

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